Einrichtung einer Wohngruppe für minderjährige Flüchtlinge in Vellmar
Veröffentlicht am:
14.12.2015
Vellmar. Das Diakonische Werk Kassel hatte neben Nachbarn und Anwohnern auch alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich über den Planungsstand und das Vorhaben zur zukünftigen Einrichtung einer Wohngruppe für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Vellmar zu informieren.
Begrüßt wurden die anwesenden Gäste durch Bürgermeister Manfred Ludewig, der aus städtischer Sicht von den positiven Erfahrungen mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Vellmar in einer bereits bestehenden Wohngruppe für Minderjährige, der Unterkunft im „Rosengarten“ und privaten Unterkünften berichtet, die durch einen engagierten Unterstützerkreis betreut, begleitet und z.B. in das Vereinsleben integriert werden.
Pfarrer Gerd Bechtel, Geschäftsführer im DW Kassel, weist direkt zu Beginn der Veranstaltung darauf hin, dass es bei der geplanten Einrichtung nicht um das Gebäude der „Offenen Jugendarbeit“ mit dem Jugendtreff in der Ihringshäuser Str. 7 handelt, in das man aufgrund des größeren Platzangebotes geladen hatte, sondern um das Haus in der Ihringshäuser Str. 2, dem Verwaltungsgebäude der ehemaligen VABIA Vellmar, die in das Diakonische Werk Kassel übernommen wurden.
Dort soll nach vorangegangener Machbarkeitsstudie, Eignungprüfung der Räumlichkeiten nach den Vorgaben des Jugendamtes, des Brandschutzes etc., eine Wohngruppe mit maximal 10 Plätzen für minderjährige Flüchtlinge eingerichtet werden. Ein Architekturbüro wurde beauftragt, den Umfang der Umbaumaßnahmen und die dafür notwendigen Investitionen zu ermitteln. Ein entsprechender Bauantrag wurde daraufhin beim Landkreis Kassel eingereicht und jetzt bewilligt, berichtet Gerd Bechtel den ca. 30 anwesenden Gästen.
Es werden Ein- und Zweibettzimmer, ein Gemeinschaftsraum, eine Gemeinschaftsküche, sowie Büro- und Schlafräume für das Personal entstehen, da es sich bei der Wohngruppe um eine vollstationäre Einrichtung handelt, in der es eine 24-Stunden „Rund um die Uhr-Betreuung“ geben wird.
Zuständig für die Unterbringung der minderjährigen Flüchtlinge ist das Jugendamt des Landkreises Kassel und man habe aufgrund der hohen Anzahl der Jugendlichen, die in den letzten Wochen und Monaten unbegleitet nach Deutschland gekommen sind, das Diakonische Werk Kassel, als Träger der Jugendhilfe, um Unterstützung gebeten, erklärt Sabine Scherer, Leiterin Fachbereich Jugend beim Landkreis.
Bei den Jugendlichen, die für die Wohngruppe in Betracht kommen, handelt es sich um junge Menschen, die zwischen 3 Monaten und 2 Jahren allein auf der Flucht aus ihrem Heimatland unterwegs waren oder während der Flucht vom Familienverband getrennt wurden. Diese Jugendlichen seien besonders schutzbedürftig und auch die Versorgung und Betreuung muss in besonderer Weise erfolgen, schildert die Jugendamtsleiterin.
Die Frage nach Alter und Geschlecht sowie Herkunft der zu erwartenden Minderjährigen könne man nur auf bisher gemachten Erfahrungswerten dahingehend beantworten, dass es vorwiegend männlichen Flüchtlinge (ca. 85 %) im Alter von 13 bis 14 Jahren sind, die allein ihr Land verlassen und dementsprechend zwischen 15 und 16 Jahren alt sind, wenn sie Deutschland erreichen. Dass der weibliche Anteil der Minderjährigen vergleichsweise gering ist, mag an den Gefahren und schlimmen Erlebnissen liegen, denen die Jugendlichen auf ihrer Flucht ausgesetzt sind.
Die ersten Ankunftstellen sind Frankfurt und Gießen, von wo aus die Verteilung auf die Landkreise erfolgt. Schwerpunktmäßig kommen die Flüchtlinge aus Syrien, Somalia, Pakistan und Eritrea. Betreute Wohngruppen, wie die in Vellmar geplante, werden deshalb dringend benötigt, bestätigt Sabine Scherer.
v.l. Bürgermeister Manfred Ludewig, Sabine Scherer, Leitung FB Jugend beim Landkreis, Geschäftsführer Gerd Bechtel und Mechthild Meyer-Kluge vom Diakonischen Werk Kassel
Auf die Fragen, wie man sich einen Tagesablauf in der Einrichtung vorstellen müsse, ob, wie und ab wann man Hilfen anbieten könne, bekommen die interessierten Gäste folgende Antworten:
Das Wichtigste sei, die jungen Menschen erst einmal in Ruhe ankommen zu lassen und ihnen das Hauptbedürfnis, nämlich Sicherheit, zu erfüllen. Danach sind die wichtigsten Themen, die deutsche Sprache zu erlernen und die schulische Integration, entweder in Regelschulen oder in beruflichen Schulen. Dazu müsse man dann den Bildungs- und Sprachstand berücksichtigen, der vorher jedoch noch nicht bekannt ist. Als erste Maßnahme erfolgen in jedem Fall Sprachkurse.
Ansonsten versuche man, einen möglichst „normalen“ Alltag anzubieten, der neben der Schule Zeit für gemeinsames Kochen, das übrigens für die jungen Flüchtlinge, die teilweise über sehr gute Kochkenntnisse verfügen, einen großen Stellenwert habe, auch Freizeitaktivitäten enthalte.
Die zukünftige Wohngruppe im „VABIA-Haus“ werde als pädagogische Gruppe geführt, die von entsprechend ausgebildetem Personal betreut wird. Neben den Betreuungskräften wird es noch Stellen für die hauswirtschaftlichen und hausmeisterlichen Tätigkeiten geben. Wichtig zu wissen, auch für die Nachbarschaft, dass jederzeit ein Ansprechpartner vor Ort zu erreichen sein wird.
Jeder, der dort untergebrachten Jugendlichen wird ein Asylverfahren durchlaufen. In der Regel, da es sich um Minderjährige handelt, wird das Jugendamt als Vormund und rechtliche Vertretung für deren Belange eingesetzt.
Zur weiteren Vorgehensweise vor Ort teilt Geschäftsführer Gerd Bechtel mit, dass mit den notwendigen Umbauarbeiten zügig begonnen werden soll, um diese bis Ende März 2016 abzuschließen. Nach Einrichtung, Möbilierung und der Anlage eines Außenbereichs, wobei die intakte Außenfassade wie bisher erhalten bleibt, wird die Wohngruppe bis Mai bezugsfertig sein.
Abschließend bedankt sich Gerd Bechtel für das Interesse und die mehrfach an diesem Abend ausgesprochenen Hilfsangebote aus dem Kreis der Anwesenden. Helfer können sich jederzeit beim Diakonischen Werk melden und dort ihre Kontakte angeben, die konkreten Hilfsbedarfe werde man dann zu gegebener Zeit kommunizieren.
Kontakt: Diakonisches Werk Kassel,
Herr Pfarrer Gerd Bechtel,
Tel.: 0561-71288-20, Email: Gerd.Bechtel@dw-kassel.de
Begrüßt wurden die anwesenden Gäste durch Bürgermeister Manfred Ludewig, der aus städtischer Sicht von den positiven Erfahrungen mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Vellmar in einer bereits bestehenden Wohngruppe für Minderjährige, der Unterkunft im „Rosengarten“ und privaten Unterkünften berichtet, die durch einen engagierten Unterstützerkreis betreut, begleitet und z.B. in das Vereinsleben integriert werden.
Pfarrer Gerd Bechtel, Geschäftsführer im DW Kassel, weist direkt zu Beginn der Veranstaltung darauf hin, dass es bei der geplanten Einrichtung nicht um das Gebäude der „Offenen Jugendarbeit“ mit dem Jugendtreff in der Ihringshäuser Str. 7 handelt, in das man aufgrund des größeren Platzangebotes geladen hatte, sondern um das Haus in der Ihringshäuser Str. 2, dem Verwaltungsgebäude der ehemaligen VABIA Vellmar, die in das Diakonische Werk Kassel übernommen wurden.
Dort soll nach vorangegangener Machbarkeitsstudie, Eignungprüfung der Räumlichkeiten nach den Vorgaben des Jugendamtes, des Brandschutzes etc., eine Wohngruppe mit maximal 10 Plätzen für minderjährige Flüchtlinge eingerichtet werden. Ein Architekturbüro wurde beauftragt, den Umfang der Umbaumaßnahmen und die dafür notwendigen Investitionen zu ermitteln. Ein entsprechender Bauantrag wurde daraufhin beim Landkreis Kassel eingereicht und jetzt bewilligt, berichtet Gerd Bechtel den ca. 30 anwesenden Gästen.
Es werden Ein- und Zweibettzimmer, ein Gemeinschaftsraum, eine Gemeinschaftsküche, sowie Büro- und Schlafräume für das Personal entstehen, da es sich bei der Wohngruppe um eine vollstationäre Einrichtung handelt, in der es eine 24-Stunden „Rund um die Uhr-Betreuung“ geben wird.
Zuständig für die Unterbringung der minderjährigen Flüchtlinge ist das Jugendamt des Landkreises Kassel und man habe aufgrund der hohen Anzahl der Jugendlichen, die in den letzten Wochen und Monaten unbegleitet nach Deutschland gekommen sind, das Diakonische Werk Kassel, als Träger der Jugendhilfe, um Unterstützung gebeten, erklärt Sabine Scherer, Leiterin Fachbereich Jugend beim Landkreis.
Bei den Jugendlichen, die für die Wohngruppe in Betracht kommen, handelt es sich um junge Menschen, die zwischen 3 Monaten und 2 Jahren allein auf der Flucht aus ihrem Heimatland unterwegs waren oder während der Flucht vom Familienverband getrennt wurden. Diese Jugendlichen seien besonders schutzbedürftig und auch die Versorgung und Betreuung muss in besonderer Weise erfolgen, schildert die Jugendamtsleiterin.
Die Frage nach Alter und Geschlecht sowie Herkunft der zu erwartenden Minderjährigen könne man nur auf bisher gemachten Erfahrungswerten dahingehend beantworten, dass es vorwiegend männlichen Flüchtlinge (ca. 85 %) im Alter von 13 bis 14 Jahren sind, die allein ihr Land verlassen und dementsprechend zwischen 15 und 16 Jahren alt sind, wenn sie Deutschland erreichen. Dass der weibliche Anteil der Minderjährigen vergleichsweise gering ist, mag an den Gefahren und schlimmen Erlebnissen liegen, denen die Jugendlichen auf ihrer Flucht ausgesetzt sind.
Die ersten Ankunftstellen sind Frankfurt und Gießen, von wo aus die Verteilung auf die Landkreise erfolgt. Schwerpunktmäßig kommen die Flüchtlinge aus Syrien, Somalia, Pakistan und Eritrea. Betreute Wohngruppen, wie die in Vellmar geplante, werden deshalb dringend benötigt, bestätigt Sabine Scherer.
v.l. Bürgermeister Manfred Ludewig, Sabine Scherer, Leitung FB Jugend beim Landkreis, Geschäftsführer Gerd Bechtel und Mechthild Meyer-Kluge vom Diakonischen Werk Kassel
Auf die Fragen, wie man sich einen Tagesablauf in der Einrichtung vorstellen müsse, ob, wie und ab wann man Hilfen anbieten könne, bekommen die interessierten Gäste folgende Antworten:
Das Wichtigste sei, die jungen Menschen erst einmal in Ruhe ankommen zu lassen und ihnen das Hauptbedürfnis, nämlich Sicherheit, zu erfüllen. Danach sind die wichtigsten Themen, die deutsche Sprache zu erlernen und die schulische Integration, entweder in Regelschulen oder in beruflichen Schulen. Dazu müsse man dann den Bildungs- und Sprachstand berücksichtigen, der vorher jedoch noch nicht bekannt ist. Als erste Maßnahme erfolgen in jedem Fall Sprachkurse.
Ansonsten versuche man, einen möglichst „normalen“ Alltag anzubieten, der neben der Schule Zeit für gemeinsames Kochen, das übrigens für die jungen Flüchtlinge, die teilweise über sehr gute Kochkenntnisse verfügen, einen großen Stellenwert habe, auch Freizeitaktivitäten enthalte.
Die zukünftige Wohngruppe im „VABIA-Haus“ werde als pädagogische Gruppe geführt, die von entsprechend ausgebildetem Personal betreut wird. Neben den Betreuungskräften wird es noch Stellen für die hauswirtschaftlichen und hausmeisterlichen Tätigkeiten geben. Wichtig zu wissen, auch für die Nachbarschaft, dass jederzeit ein Ansprechpartner vor Ort zu erreichen sein wird.
Jeder, der dort untergebrachten Jugendlichen wird ein Asylverfahren durchlaufen. In der Regel, da es sich um Minderjährige handelt, wird das Jugendamt als Vormund und rechtliche Vertretung für deren Belange eingesetzt.
Zur weiteren Vorgehensweise vor Ort teilt Geschäftsführer Gerd Bechtel mit, dass mit den notwendigen Umbauarbeiten zügig begonnen werden soll, um diese bis Ende März 2016 abzuschließen. Nach Einrichtung, Möbilierung und der Anlage eines Außenbereichs, wobei die intakte Außenfassade wie bisher erhalten bleibt, wird die Wohngruppe bis Mai bezugsfertig sein.
Abschließend bedankt sich Gerd Bechtel für das Interesse und die mehrfach an diesem Abend ausgesprochenen Hilfsangebote aus dem Kreis der Anwesenden. Helfer können sich jederzeit beim Diakonischen Werk melden und dort ihre Kontakte angeben, die konkreten Hilfsbedarfe werde man dann zu gegebener Zeit kommunizieren.
Kontakt: Diakonisches Werk Kassel,
Herr Pfarrer Gerd Bechtel,
Tel.: 0561-71288-20, Email: Gerd.Bechtel@dw-kassel.de