„Den Blick gegen das Vergessen gerichtet“ – Wanderausstellung in der Ahnatal-Schule Vellmar
Das Projekt wurde vor zehn Jahren von der deutschen Gesellschaft e.V. und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ins Leben gerufen und mit jungen Menschen aus Deutschland, Frankreich und Polen ausgearbeitet. Sie soll dazu dienen, dass sich Schüler über den Schulunterricht hinaus mit der Thematik Krieg und Kriegsgräber auseinandersetzen. Zu diesem Anlass gab es eine Eröffnungsveranstaltung in der Ahnatal -Schule, bei der die betreffenden Schulklassen, Bürgermeister Manfred Ludewig, Schulleiter Gunter Freiling, Jan Roessel als Referent EU & Europa der Deutschen Gesellschaft e.V. und Arne Jost als Regionalbeauftragter Hessen Nord des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. anwesend waren. Nach einer musikalischen Einstimmung durch die Schüler, begrüßte der Schulleiter die Gäste und betonte, wie wichtig es sei, dass die Thematik über Generationen erhalten bleibt und nicht vergessen wird, da direkte Erzählungen mittlerweile schon teilweise nicht mehr möglich sind und immer seltener werden. Danach folgten die Grußworte von Herrn Jost und Herrn Roessel. Kriegsgräber erinnern daran, dass die Realität und die Freiheit, die wir heutzutage in jeglicher Weise und auch über die Grenzen Deutschlands hinaus genießen, nicht selbstverständlich sind. Im Anschluss wurde ein Film über die Entstehung und das Erarbeiten des Pilotprojektes gezeigt. Dies fand in der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Golm auf der Insel Usedom statt. Der Golm ist die höchste Erhebung der Insel und befindet sich nahe der Stadt Swinemünde an der deutsch-polnischen Grenze. In Folge eines Luftangriffes am 12. März 1945 fanden hier die Meisten von den ca. 14.000 Opfern ihre letzte Ruhestätte. Die große Mehrheit waren Zivilisten, darunter viele Flüchtlinge. Auch eine große Zahl an Soldaten hat ihren Platz auf der Kriegsgräberstätte gefunden. Seit März 2000 ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Träger der Gedenkstätte. In Form einer internationalen Begegnung entstand dort die Wanderausstellung, die nun in der Ahnatal-Schule Vellmar zu besichtigen ist und auch von den Schulklassen unterrichtsbegleitend behandelt wird. Nach dem Film folgte der für die Schüler wohl interessanteste Teil der Eröffnungsveranstaltung. Herr Dietmar Hensch stand als Zeitzeuge für Erzählungen, Fragen und Antworten bereit. Er ist 1936 geboren und 1944 selbst mit seiner Familie aus der Heimat in Ostpreußen geflohen. Am 3. Februar 1945 kam er mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder in Berlin an. Er erzählte von seinen Erlebnissen und Eindrücken, die er als Kind in der Heimat und später auf der Flucht erlebt hat sowie von den Lebensverhältnissen und der Stimmung in der Zeit des Krieges. Er berichtete, dass man als Kind gemerkt habe, dass etwas nicht stimmte. Zeitweise hat er diese Erlebnisse auch in zwei kleinen Heftchen festgehalten und daraus vorgelesen. Zum Ende seiner Schilderung hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen. Einige dieser Fragen waren:
- Haben Sie damals einen jüdischen Freund gehabt?
- Haben Sie die Judenvernichtung mitbekommen oder haben Sie das als Kind nicht so wahrgenommen?
- Wo, wann und wie haben Sie auf der Flucht zum ersten Mal Hilfe bekommen?
- Sehen Sie parallelen von Parteien wie AFD und NSDAP?
- Träumen Sie noch von den Erlebnissen?
- Gab es etwas an das Sie geglaubt haben in der schweren Zeit?
- Was halten Sie davon, dass Donald Trump vorhat eine Mauer zu errichten?
Alle Fragen wurden von Herrn Hensch beantwortet. Die Eröffnungsfeier endete mit abschließenden Worten von Herrn Roessel, der an die Schülerinnen und Schüler appellierte, wie wichtig dieses Wissen und das Bewusstsein für die Zukunft ist und, dass jeder Einzelne einen Beitrag dazu leisten kann, damit sich Derartiges nicht wiederholt oder zugelassen wird. Anschließend folgte eine Besichtigung der Ausstellung.
Die Wanderausstellung „Den Blick gegen das Vergessen gerichtet“ ist noch bis 14. März 2017 in der Ahnatal-Schule Vellmar ausgestellt und kann nach Absprache besichtigt werden. Tel.: 0561/982660
o.v.l. Schulleiter Gunter Freiling und Arne Jost, u.v.l. Jan Roessel und Dietmar Hensch